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Start-Ziel-Sieg beim Mitropacup

Vom 15.-23.02. fand in Apolda der diesjährige Mitropacup statt. Der Mitropacup ist ein Mannschaftsturnier mit 10 mitteleuropäischen Nationen, die jeweils alle 10 Jahre ein Turnier austragen. In diesem Jahr war Deutschland dran und wir wollten zu Hause natürlich abliefern und gewinnen.

v.l.n.r: Kateryna Dolzhykova, Hanna Marie Klek, Rasmus Svane, ich, Lara Schulze, Frederik Svane, Jana Schneider, Matthias Blübaum, FBT Yuri Yakovich, BT Jan Gustafsson, Dmitrij Kollars Foto: Schachbund

Das Turnier wurde vom Schachbund sehr ausführlich begleitet, daher werde ich mich in diesem Bericht auf meine eigenen Partien konzentrieren, habe aber auch mal etwas anderes vorbereitet. Ihr könnt gleich eine kleine Sammlung an Diagrammen finden, die kritischen Stellungen unserer Mannschaft aus dem Turnier darstellen. Dabei sind Taktiken, strategische Lösungen und Endspielprobleme gemischt und ihr wisst nicht genau, wonach ihr suchen müsst (wie in einer Partie). Anschließend gibt es einen Link zu einer Lichessstudie, in der ich alle Stellungen mit Lösungen kommentiere. Wenn ihr keine Lust habt zu trainieren, dann überspringt einfach den nächsten Teil des Berichts :)


Meine Anreise nach Apolda gestaltete sich überraschend problemlos, mein Flug nach Frankfurt war überpünktlich, die Züge brachten mich pünktlich nach Apolda und dort wartete bereits der Abholservice am Bahnhof :) Im Zimmer angekommen musste ich erstmal etwas Schlaf nachholen, da meine Reise die ganze Nacht dauerte und der Schlaf im Flugzeug meistens nicht besonders erholsam ist. Abends traf ich dann beim gemeinsamen Abendessen auf meine Teamkolleginnen und anschließend warteten wir mit Kartenspielen das technische Meeting ab, um mit Yuri die Aufstellung für den nächsten Tag zu besprechen.

Wir spielen bei Teamturnieren nur Teamspiele!

Am nächsten Tag sollten uns die Italienerinnen gegenübersitzen und mir IM Marina Brunello. Wir entschieden, dass ich mit Weiß weiter mein Englischrepertoire üben sollte, da Marina dort wenig flexibel war und wir so sehr fokussiert an einer Variante arbeiten konnten. Das klappte auch sehr gut, denn nach der Eröffnung hatte ich großen Zeitvorteil und die etwas angenehmere Stellung. Allerdings war es nicht ganz leicht die beste Fortsetzung auszuarbeiten.



Es war schade, dass ich aus der Stellung nicht mehr herausholen konnte. Aber manchmal sind die Probleme, die man in der Partie lösen muss, einfach zu schwierig. Und da der Rest des Teams gewann, war es auch für die Mannschaft kein Problem. Am nächsten Tag spielten wir gegen Österreich und ich spielte mit Schwarz gegen WFM Chiara Polterauer Najdorf. Es entstand schnell ein recht kompliziertes Endspiel und ich stand vor der Frage, sollte ich den Damenflügel schließen oder nicht?



Wieder eine schwierige strategische Entscheidung und wieder falsch... Aber immerhin konnte ich die Partie retten. Meine nächste Partie gegen WGM Ghazal Hakimifard war sehr wild und ist schwierig auf einen kritischen Moment herunterzubrechen, daher habe ich ein ganzes Video dazu gemacht:


Puh, eine sehr anstrengende Partie. Manchmal ist es überraschend, wie recht kurze Partien einem sämtliche Energie rauben können, aber sehr lange Partien nicht. Am Ende ist immer die Frage, wie intensiv man in den Partien rechnen muss... Und es sollte am nächsten Tag nicht leichter werden. Wir spielten gegen die Slovakei und meine Gegnerin IM Zuzana Hagarova spielte fast ausschließlich 6.Lg5 gegen Najdorf. Da sie aber recht alte Variante bevorzugt und nicht auf dem neuesten Stand der Theorie zu sein schien, entschieden wir uns dennoch diese Stellungen anzustreben. Die Eröffnung verlief auch sehr gut, die Stellung blieb aber kompliziert und ich verlor den Faden...


Nach diesem schmerzhaften Verlust, der uns auch einen Mannschaftspunkt kostete, setzte ich die 5. Runde gegen Kroatien aus. An meinem freien Tag versuchte ich mich in Weimar etwas abzulenken und natürlich zu entspannen, denn es standen vier weitere wichtige Kämpfe auf dem Plan. In Runde 6 gegen Frankreich durfte ich wieder ans Brett und erreichte schnell ein vielversprechendes Endspiel mit Schwarz. Meine Gegnerin wickelte in ein Turmendspiel mit vier gegen vier am Königsflügel und einem b-Mehrbauern am Damenflügel für mich ab. Zu meiner Überraschung bewegte sich die Partie sehr lange in der Remisbreite, bis meine Gegnerin schließlich doch fehlgriff.


Insgesamt muss man sagen, dass meine Gegnerin sich sehr ressourcenreich verteidigte, dennoch war der ganze Punkt hier nicht weit entfernt und hätte bloß eingesammelt werden müssen. Mein nächste Partie gegen Ungarn hatte einen für mich recht untypischen Verlauf. Nachdem ich in der Eröffnung überrascht wurde, geriet ich mit Weiß schnell in eine unangenehme Stellung, spielte daraufhin aber besser, als ich während der Partie dachte und hielt die Stellung recht gut zusammen und im ausgeglichenen Bereich. In Zeitnot unterlief meiner Gegnerin dann ein Fehler und ich konnte dies endlich nutzen und gewinnen!

Das war ein recht wichtiger Punkt, denn das Match gegen Ungarn war sehr knapp.

In der Kommentierung wollte ich erklären, dass ich nur Quatsch gemacht habe, um dann festzustellen, dass ich eigentlich nur einen wirklich schlechten Zug gespielt habe :D Foto: Deutscher Schachbund

Am nächsten Tag gegen Slowenien hatten wir die Chance unseren Turniersieg schon fast abzusichern und wollten daher natürlich auch diesen Kampf gewinnen.

Meine Partie ging recht ruhig los und war auch lange ausgeglichen, bis meine Gegnerin im Mittelspiel die Bauernstruktur zu ihren Ungunsten änderte. Allerdings opferte ich direkt einen Bauern für den Angriff, statt die Stellung langsam zu verbessern und es wurde sehr kompliziert.


In so komplizierten Stellungen reicht oft ein Fehler und so war es auch hier. Glücklicherweise retteten meine Teamkolleginen uns mal wieder und wir lagen eine Runde vor Schluss mit zwei Mannschaftspunkten in Führung. Da Lara gesundheitlich etwas angeschlagen war, spielte ich auch die letzte Runde gegen Tschiechien. Meine Gegnerin hatte mit Weiß keinerlei Ambitionen, spielte eine sehr ruhige Variante und tauschte bei erster Gelegenheit in ein ausgeglichenes Turmendspiel ab. Diese Partie endete ereignislos Remis. Dafür gewannen unsere Weißbretter überzeugend und wir konnten die Goldmedaille mit nach Hause nehmen :)

Selfie mit der Goldmedaille muss sein

Für mich persönlich lief das Turnier nicht allzu gut. Zu viele Chancen blieben ungenutzt und die beiden Partien, die ich verlor, hätte ich niemals verlieren sollen. Da ist der 1. Platz natürlich ein Trost und zumindest waren die Partien allesamt interessant und es gibt viel zu analysieren. Jetzt habe ich ein paar Tage Pause, bis es am 1. März ins Trainingslager geht und direkt im Anschluss zur offenen deutschen Frauenmeisterschaft nach Augsburg. Auch darüber werde ich natürlich wieder berichten. Bis dahin, Josefine

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