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Deutsche Blitzmeisterschaft der Frauen

Aufgrund des überraschenden Ausfalls des Meisterschaftsgipfels mussten recht kurzfristig neue Ausrichter für diverse deutsche Meisterschaften gefunden werden. Der SC Viernheim entschied sich die deutschen Blitzmeisterschaften zu übernehmen. Seit 2016 spielte ich nur zweimal in diesem Turnier, obwohl ich es gern öfter getan hätte, aber immer kam irgendwas dazwischen. Also entschied ich dieses Jahr, am 15.07., wieder teilzunehmen. Die letzten beiden Male wurde ich Zweite, obwohl ich beide Male sehr starke Turniere spielte, es spielte aber immer eine Spielerin noch stärker - beim ersten Mal Elisabeth Pähtz und beim zweiten Mal Marta Michna. Das Mindestziel war dieses Mal Top 3. Die deutschen Blitzmeisterschaften werden immer im Rundenturnier gespielt und da dieses Jahr das Teilnehmerfeld sehr groß war, standen 27 Runden (eine davon spielfrei) an. Noch nie habe ich mehr als 18 Partien an einem Tag gespielt, es sollte also eine Herausforderung werden.

Foto: Deutscher Schachbund

Gerade die erste Hälfte lief recht zufriedenstellend, da ich nach 15 Runden noch 14 Punkte auf dem Konto hatte. Dabei habe ich zwei Remis abgegeben, eins gegen Annmarie Mütsch, die sicher eine der Mitfavoritinnen war, und eins gegen Olga Birkholz. Die anderen Partien waren größtenteils recht souverän (so souverän, wie man im Blitz eben sein kann). Allerdings spielte ich gegen die anderen drei Mitfavoritinnen erst in den Runden 23, 24 und 27, die kritischen Partien standen also erst noch an und bis dahin galt es, so wenig Punkte wie möglich abzugeben.

Und ab Runde 16 ging das Turnier auch langsam bergab.

Diagramm 1: Stellung nach 23. Dd3

Die Eröffnung lief gegen Brigitte von Herman noch sehr gut und ich konnte dieses Mittelspiel mit Läufer gegen Springer und der besseren Bauernstruktur erreichen. Hier verpasste ich aber 23...e5, was wohl zu sehr risikolosem Vorteil geführt hätte, da es die weißen Zentralbauern noch mehr schwächt. Stattdessen spielte ich 23... Tac8 24. Tac1 h6 25. Sc5 a6 und nach 26. Tc2 Sd7 27. Tfc1 Sf6 stellte ich den Bauern auf b7 ein, da ich 28. e4 zuließ. Eine absolut unnötige und schmerzende Niederlage. Damit sollte es aber nicht getan sein, denn nur wenige Runden später passierte etwas recht ähnliches.

Diagramm 2: Stellung nach 20. Txe5

Gegen Ulrike Rößler erreichte ich wieder eine sehr gute Stellung aus der Eröffnung und stellte dann aufgrund einer billigen Taktik eine ganze Figur ein. Mein ursprünglicher Plan in dieser Stellung war 20...Dd4+ gefolgt von 21... Dxd2, doch plötzlich sah ich Gespenster und schlug doch 20... dxe5, was nach 21. d6+ Kh8 22. Dxa8 auch noch Probleme auf der Grundreihe ergibt. Diese Partie ging bald verloren und damit auch meine Hoffnungen auf eine Platzierung ganz oben.


Diagramm 3: Stellung nach 7...h6

In Runde 22 gegen Marine Zschischang manövrierte ich mich selbst in eine Eröffnungsfalle, die meine Gegnerin zum Glück nicht aufs Brett brachte: Hier geht das typische 8. Lxf6 sehr gut, denn 8... Dxf6 verbietet sich wegen 9. Sxd5, da der Läufer auf c8 ungedeckt ist. Zum Glück folgte in der Partie 8. Lh4 und ich gewann ohne größeren Abenteuer.

Diese Partie war ein weiteres Zeichen für meine Müdigkeit und wohl auch ein Zeichen an mich, dass meine schachliche Ausdauer verbessert werden muss. Nun standen aber innerhalb von vier Partien, drei gegen Kateryna Dolzhykova, Fiona Sieber und Dinara Wagner an. Zunächst spielte ich gegen Kateryna Dolzhykova und konnte aus der Eröffnung eine fantastische Stellung erreichen. In Diagramm 4 hatte ich die Chance, die Partie mehr oder weniger direkt zu beenden:

Diagramm 4: Stelung nach 31...g6

32. Tb6! Sd5 33. Txb7 Txb7 34. Sxd5 und der c-Bauer wird in Kombination mit den beiden Leichtfiguren unaufhaltsam sein. Ich startete stattdessen mit 32. h3 und konnte wenig später mit einer ganz ähnlichen Taktik wieder eine Gewinnstellung erreichen, schaffte es dann aber innerhalb und wenigen Zügen sowohl den c-Bauern als auch den Springer einzustellen und gab mich geschlagen. Das ganze gibt es übrigens auch im Video. Die Partie gegen Fiona lief zum Glück besser und ich konnte recht problemlos gewinnen. Es folgte ein weiterer Sieg und in der letzten Runde die Partie gegen Dinara. Ich verwechselte mal wieder meine Eröffnungsvarianten und geriet schnell in eine unangenehme Stellung. Dinara spielte sauber und setzte mich schnell Matt. Am Ende standen also 21 Punkte aus 26 Partien zu Buche und der dritte Platz hinter Dinara Wagner und Kateryna Dolzhykova. In diesem Feld waren das einfach zu wenig Punkte und gerade in der zweiten Hälfte sind mir zu viele dumme Fehler unterlaufen. Für mich heißt das: schachliche Kondition verbessern und hoffentlich im nächsten Jahr wieder angreifen.


Foto: Paul Meyer-Dunker, die ersten 5, vlnr

Am Sonntag Morgen stand dann meine Reise nach Belgrad an, wo ich am Nachmittag bereits die erste Partie des Serbia Masters spielte. Momentan habe ich einen Sieg und eine Niederlage vorzuweisen, dazu gibt es aber natürlich einen seperaten Bericht nach Turnierende. Abschließend möchte ich noch einigen Leuten für die Ausrichtung der Blitzmeisterschaft danken. Der SC Viernheim machte seinen Job sehr gut, alle Bretter waren live(wenn auch mit kleinen Funktionsstörungen), die Versorgung während der Runden war fantastisch und auch das gemeinsame Abendessen sehr gut. Da die Schiedsrichter oft vergessen werden, möchte ich auch Sandra Schmidt danken. Wir standen im Vorfeld bereits im Kontakt, da es ihr am Herzen lag, ein möglichst starkes Feld zu organisieren. Sie hat viel Zeit darin investiert, Spielerinnen zu kontaktieren, und sogar einen Sponsor für Freiplätze gefunden. Vielen Dank dafür!

Das wars von mir, bis zum nächsten Mal Josefine

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